Martha Müller-Grählert



Schreibung: Original
Schreibung: Orthographie Herrmann-Winter (mit Übers.) 〉〉

Min Größing


Upn Kirchhof da buten,
Da weit ick ein Graw;
De Wind weiht da Bläder
un Blaumen heraw.
Kein Krüz un kein Denkmal
Von Holt orre Stein
Bloß Efeu umrankt dat
So frisch un so greun.

Da unner slöpt ruhig
Den ewigen Slap,
Ein Herz, as up Irden
Ick keins werre drap
So gaut un so ihrlich,
So einfach un tru;
Dat hürt mien leiw Größing,
Da het sei ihre Ruh.

Gott gew ehr nich Rikdom
Nich Gaut un nich Geld
Mit Sorg un mit Arbeit
Ging sei dörch de Welt.
Mang Durnen un Disteln,
Mang Krüz un Beswer,
Da bleugt ach so selten
Ein Bläuming för ehr.

Un dennoch - in’n Harten,
Da lewt mi ehr Bild
So gaud un so fründlich,
So fröhlich un mild.
As matt all ehr’ Ogen
Un sülwern ehr Hoor, -
Wie hell künnt s’ noch lachen
Mit söbentig Johr! -

So oft vun min’ Taukunft
Sprok’n hoffnungsriek wi,
Wat sull sei dat später
Eis gaut hemm bi mi!
All Kummer un Sorgen,
All Arbeit un Plag
Sei sull dat vergeten
Up ehre Olldag. -

Sei ded’t nich erleben,
Tau lang hett’t ehr durt. -
Doch ward ick erinnert
Noch oft an min Wurt.
Treff ick ein bedürftig
Oll Mudder nu an,
Dann denk’ck an min Grössing
Un gew, wat ick kann.

So lewst Du, leiw Grössing,
Mi furt in’n Sinn,
Wenn ick Di uck narrens
Up Irden mihr finn’.
Din Graw brukt kein Denkmal,
Wat doch möt vergahn;
Du hest in min’n Harten
ein ewiges stahn.

Schelmenstücke 1907. S. 13-15