Martha Müller-Grählert



Original 1907
Müller-Grählert 1927 〉〉
Orthographie Herrmann-Winter (mit Übers.) 〉〉

Min Grössing


Upn Kirchhof but’n Langdur,
Da weit ick ein Graw;
De Wind weiht da Bläder
un Blaumen heraw.
Kein Krüz un kein Denkmal
Von Holt orre Stein
Bloß Epheu ümrankt dat
So frisch un so greun.

Da unner slöpt ruhig
Den ewigen Slap,
En Herz, wie up Irden
Ick keins werre drap
So gaut un so ihrlich,
So einfach un tru;
Dat hürt mien leiw Grössing,
Da het sei ehr’ Ruh.

Gott gew ehr nich Rikdom
Nich Gaud un nich Geld;
Mit Sorg un mit Arbeit
Ging sei dörch de Welt.
Mang Durnen un Disteln,
Mang Krüz un Beswer,
Da bleugt, ach so selten
Ein Bläuming för ehr.

Un dennoch - in’n Harten,
Da lewt mi ehr Bild
So gaud un so fründlich,
So fröhlich un mild.
As matt all ehr’ Ogen
Un sülwern ehr’ Hoor, -
Wur hell künnt s’ noch lachen
Mit söbentig Johr! -

So oft vun min’ Taukunft
Sprok’n hoffnungsrik wi,
Wat sull sei dat später
Eis gaud hemm bi mi!
All Kummer un Sorgen,
All Arbeit un Plag
Sei sull dat vergeten
Up ehre Olldag. -

Sei ded’t nich erleben,
Tau lang hett’t ehr durt. -
Doch ward ick erinnert
Noch oft an min Wurt.
Treff ick ein bedürftig
Oll Mudder nu an,
Dann denk’ck an min Grössing
Un gew, wat ick kann.

So lewst Du, leiw Grössing,
Mi furt in’n Sinn,
Wenn ick Di uck narrens
Up Irden mihr finn.
Din Graw brukt kein Denkmal,
Wat doch möt vergahn;
Du hest in min’n Harten
ein ewiges stahn.

Schelmenstücke 1907. S. 13-15