Schreibung:
Original

Wilhelm Bornemann


Spinner-Lied


Woar enmoal ’ne schmukke Maid,
Michel hät üm är gefreit,
Was ein Bursch wie Melk un Bloot,
Sien Bruut so herzlich goot.
Doch de schmukke, böse Maid,
Hät den Brütgam nich gefreit.
Schnurre, schnurre, schnurr!
Schnurr, mien Rädken, schnurr!

Un de glatte lose Maid,
gung moal in de gröne Haid:
Kümmt de blanke Jäger her,
Flunkert güldne Berg’är vöär,
Schwöärt är Leew un ewge Trü’,
Arme Maid bewoahre die!
Schnurre, schnurre, schnurr!
Schnurr, mien Rädken, schnurr!

Dät klung vör de Maid so söt,
Afgewenn’t word är Gemöth,
Michel sach sien Unglück in,
Tog den Groam sick hart to Sinn,
Is in alle Welt gegoahn,
Böse Maid wat hest du doahn!
Schnurre, schnurre, schnurr!
Schnurr, mien Rädken, schnurr!

To den Jäger gung de Maid,
Was ’ne groote Herrlichkeit!
Doch män unner Gliek un Gliek,
Kann bestoahn dät Himmelriek.
Word keen Hochtiet, keene Tru -
Arme Maid wat häst du nu!
Schnurre, schnurre, schnurr!
Schnurr, mien Rädken, schnurr!

Un de Jäger bös gesinnt,
Dreef dät Mäken un är Kind
ut sien Huus bie harter Nacht,
Woar im ganzen Dörp veracht,
Üm är Glück un Heil bethört,
Hät en grämlich Leben föhrt.
Schnurre, schnurre, schnurr!
Schnurr, mien Rädken, schnurr!

Schmukke Mäkens üm un an,
Nehm’t en warnig Biespöll dran:
Untrü straft sick öäberall,
Hochmuth kümmt un brengt to Fall.
Weer so glücklich west de Maid,
Hedde se den Michel freit.
Schnurre, schnurre, schnurr!
Schnurr, mien Rädken, schnurr!

aus: Plattdeutsche Gedichte ; Bändchen 2 (1816) S. 6 f.